Den Beitrag auf https://tkp.at/2022/02/24/wem-nuetzt-die-erzeugung-der-krise-um-ukraine-donbass-russland/ habe ich am Abend des 23.02.22 geschrieben, die Ereignisse des 24.02.22 konnte ich noch nicht kennen. Die Kernaussage gilt aber trotzdem: Der Frieden in Europa kann nur mit Russland, und nicht gegen Russland organisiert werden.

Der Krieg mit der Ukraine ist eine Reaktion auf die NATO-Osterweiterung. Die Pläne, Georgien und die Ukraine in die NATO aufzunehmen, waren konsequent zu Ende gedacht die Drohung, Abchasien, Südossetien und die Krim zurückerobern zu wollen. Niemand durfte erwarten, dass Russland diese Provokation tatenlos hinnehmen würde. Die NATO war also das Sicherheitsrisiko für die Ukraine, nicht die Sicherheitsgarantie.

Nicht erst nach dieser Eskalation wird Russland in ein Bündnis mit China getrieben. Wenn China jetzt fest zu Russland steht, wird Russland bei einer Eroberung Taiwans fest an der Seite Chinas stehen. Die Verbindung der russischen Militärmacht mit der chinesischen Wirtschaftsmacht könnte ein Machtzentrum darstellen, das für die EU und die USA eine Nummer zu groß ist. Auch bei Taiwan wird es bei diplomatischen Protesten und Sanktionen bleiben.

Man mag sich moralisch über Russland empören. Aber wenn sich der Westen in den letzten 20 Jahren unfair gegenüber Russland verhalten hat, dann kann er jetzt keine Fairness von Russland erwarten. Moral ist in der internationalen Politik keine harte Währung, für sie kann man sich nichts kaufen. Die USA haben sich beim Angriff auf den Irak nicht um die Moral gekümmert, und beim Folterlager auf dem, US-Stützpunkt Guantánamo-Bay kümmern sie sich auch nicht darum. Regeln, die nur für die Anderen gelten sollen, sind nicht sehr glaubwürdig. Russland und China werden sich nicht mehr an diese Regeln halten.

Die USA haben sich schlicht verrechnet, und auch für das nicht-russische Europa dürfte der Zug für einen Ausgleich mit Russland abgefahren sein. Es entsteht eine neue Weltordnung. Europa und die USA sind nach Corona geschwächt und ihre Währungen sind in einem sehr ungesunden Maß aufgebläht. Putin fühlt sich stark, weil der Westen wirtschaftlich schwächelt. Eine Prognose, wer was tun wird, ist aber nicht möglich.

Was will Putin?

23.02.22


Ich will mich nicht als Russland-Experte aufspielen, aber ich war schon 7mal auf der Krim, 4mal in Kiew und ich kann mich auf Russisch verständigen. Ich meine, dass ich die Menschen dort verstehe. Einer Bezeichnung als „Russland-Versteher“ würde ich also nicht widersprechen.

Wladimir Putin ist vieles, aber er ist nicht dumm. Viele Politiker leiden an einer Schwäche des Langzeitgedächtnisses - Putin nicht. Vor 30 Jahren haben die USA der Sowjetunion versprochen, dass die NATO nach der Auflösung des Warschauer Paktes nicht die Absicht hätte, sich nach Osten auszudehnen. Schon 1961 hatte in Berlin niemand die Absicht, eine Mauer zu errichten!

Vor 20 Jahren hat Putin den Europäern in einer auf Deutsch gehaltenen Rede im Bundestag die Freundschaft Russlands angeboten. Diese ausgestreckte Hand wurde vom Westen zurückgewiesen. Die USA haben ihr Versprechen gebrochen und sich nach Osten ausgedehnt. Mit der Ukraine und Georgien drängen zwei Länder in die NATO, die Grenzstreitigkeiten mit Russland haben. Sie wollen ihre Probleme auf Kosten der NATO-Mitglieder lösen.

Angela Merkel spricht Russisch und Wladimir Putin spricht Deutsch. Trotzdem haben sich haben sich die Beiden nicht verstanden. Putin vertritt russische Interessen und Merkel hätte deutsche Interessen vertreten sollen, wie es vor ihr Gerhard Schröder getan hat. Es gibt nicht nur die Politiker-Demenz als Schwäche des Langzeitgedächtnisses, sie haben auch eine Leseschwäche bezüglich Landkarten. Russland liegt in Europa, die USA nicht! Eine deutsch-russische Freundschaft wäre eine Garantie für den Frieden in Europa, ein deutsch-russische Feindschaft wäre eine Garantie für Unfrieden. Für die USA ist Europa ein strategischer Spielball. Für die Europäer ist es die Heimat, und die Russen sind Europäer.

Die deutsche Rolle muss die eines Brückenpfeilers zwischen dem Osten und dem Westen sein, nicht die eines Vasallen der USA. Gerhard Schröder „hatte die Eier“, deutsche Interessen zu vertreten und George Bush beim Irak-Krieg heftig zu widersprechen. Angela Merkel hatte sie nicht. Olaf Scholz erscheint auch als Weich-Ei und Annalena hat die deutsche Außenpolitik -  wie zuvor ihre Kanzlerkandidatur - verbaerbockt. Sanktionen gegen Russland treffen zuerst die Europäer, und sie nützen der US-Wirtschaft.

U kraina heißt übersetzt „am Rand“. Aus russischer Sicht ist sie ein Randgebiet, und sie sollte eine neutrale Zone zwischen Russland und der NATO sein. Seit 18 Jahren gibt dort eine nationalistische Clique aus Ostgalizien (bis 1918 Teil Österreichs, danach bis 1939 polnisch) den Ton an, die den Vielvölkerstaat mit slowakischen, ungarischen, rumänischen und russischen Minderheiten zu einem ukrainischen Nationalstaat umbauen wollen und eine Entrussifizierungspolitik betrieben haben. Vor 30 Jahren konnte außerhalb Ostgaliziens fast niemand Ukrainisch, das im Donbas als Polnisch mit russischer Aussprache und kyrillischen Buchstaben bezeichnet wurde. Aber sie wurde den Menschen als Amtssprache aufgezwungen, was die Menschen nach 350 Jahren der Zugehörigkeit zu Russland (wenn man die Sowjet-Zeit dazuzählt) als Gehirnwäsche empfinden. Noch bei meinem letzten Besuch vor 3 Jahren habe ich selbst in Kiew zu über 80 % Russisch gehört, nur die Straßenschilder waren Ukrainisch.  

Putin hat die Volksrepubliken Donesk und Lugansk (ukrainisch „Luhansk“) anerkannt und ihnen Militärhilfe gewährt. Wie sich das Kosovo von Serbien loslösen durfte, dürfen sich auch diese Gebiete von der Ukraine trennen. Natürlich sind die Volksrepubliken spätestens jetzt von Russland abhängig. Putin hat aber betont, dass anders als bei der Krim ein Beitritt zur Russischen Föderation nicht in Betracht kommt. Damit wird Putins Angebot an die NATO klar:

- Die Krim bleibt russisch! Mit ihr beherrscht Russland das Schwarze Meer, das schon immer als

   russisch galt.
- Die Volksrepubliken können in den ukrainischen Staat zurückkehren, wenn sie einen akzeptablen

   Autonomiestatus erhalten, z.B. wie vor 2014 in der ARK (Autonome Republik Krim). Das muss

   Kiew aber mit den Regierungen der Volksrepubliken aushandeln.
- Die Entrussifizierung im Rest der Ukraine würde Russland tolerieren. Die slowakischen,

  ungarischen und rumänischen Minderheiten müssen von der Slowakei, Ungarn und Rumänien

  geschützt werden.
- Die NATO darf die Ukraine und Georgien nicht aufnehmen. Dafür will Putin Garantien.
 
Diese Bedingungen sind für Europa kein Problem. Hier hätte sowieso niemand Lust, seine Soldaten zum Schutz korrupter Regierungen in Kiew und Tiflis in den Krieg zu schicken. Sie würden aber den geopolitischen Interessen der USA widersprechen, die Russland nicht als Großmacht akzeptieren wollen. Andererseits ist die Politik der USA kurzsichtig, denn sie treibt Russland in ein Anti-USA-Bündnis mit China und dem Iran, dem sich auch andere Länder anschließen könnten, denen die USA nicht gnädig gestimmt sind. Der Ausschluss Russlands von den internationalen Finanzmärkten könnte ein zweigeteiltes internationales Währungssystem entstehen lassen, wobei ein Konkurrenzsystem den Chinesischen Yüan zur Leitwährung machen könnte. Wenn dann die Dollar-Flut, die sich seit der Lehman-Krise 2008 auf die Finanzmärkte strömte, in die USA zurückfließt, wäre ein Zusammenbruch des US-Dollars nicht mehr auszuschließen.  

 

Die NATO, die uns in diesen Schlamassel hineingebracht hat, ist keine Sicherheitsgarantie, sondern ein Sicherheitsrisiko. Wenn Europa in Nibelungentreue zu den USA steht, wird es zu einem neuen Kalten Krieg kommen, der dann vor Allem als Wirtschaftskrieg ausgetragen würde. Putin ist klug, und hat sich schon lange auf die Sanktionen einstellen können, die jetzt wohl von NATO und EU verhängt werden sollen. Wenn sich Putins der Rückendeckung Chinas versichert hat (davon darf man ausgehen) werden sich die Europäer nur selbst schaden. Aber seit Corona kann man wohl keine vernünftige Politik mehr erwarten.

siehe auch:
https://de.rt.com/international/131481-live-ticker-zur-ukraine-lage/
https://de.rt.com/meinung/132075-wie-oft-sagten-usa-schon-glaubt-uns/
https://de.rt.com/podcast/131706-dritter-weltkrieg-was-washington-von-russland-wirklich-will/
https://de.rt.com/international/131335-was-washington-von-russland-wirklich-will/
https://de.rt.com/wirtschaft/125692-putin-usa-untergraben-selbst-us-dollar-als-reservewaehung/
https://de.rt.com/meinung/125569-sanktionsgebrandmarktes-isoliertes-russland-vor-drohender/
https://de.rt.com/international/125627-explodierende-preise-warum-es-passiert/
https://de.rt.com/meinung/115941-nord-stream-2-der-wahre-grund-fuer-den-abscheu-der-us-regierung/

Aus der Sicht der USA-hörigen Regierung in Berlin ist DE-RT ein „Feindsender“. Wer die die Position der anderen Seite verstehen will, muss sie sich aber zunächst anhören!

 

Bidens 3 Optionen in der Ukraine-Krise

 

Auf RT-DE erschien am 13.02.22 der Aufsatz von Scott Ritter "Biden hat nur noch drei Optionen in der Ukraine-Krise, und keine davon ist für ihn angenehm"  (https://rtde.site/nordamerika/131432-biden-hat-nur-noch-drei-optionen-in-der-ukraine-krise-keine-davon-angenehm/) als Übersetzung eines englischsprachigen Textes auf https://www.rt.com/news/548716-biden-policy-options-ukraine/

Scott Ritter ist ein ehemaliger Offizier für Aufklärung der US-Marineinfanterie und Autor von "SCORPION KING: America's Suicidal Embrace of Nuclear Weapons from FDR to Trump". (FDR = Franklin Delano Roosevelt) Er diente den USA in der Sowjetunion als Inspektor für die Umsetzung der Auflagen des INF-Vertrags, während des Zweiten Golfkriegs im Stab von General Norman Schwarzkopf und war danach von 1991 bis 1998 als Waffen-Chefinspekteur bei der UNO im Irak tätig. Derzeit schreibt Ritter über Themen, die die internationale Sicherheit, militärische Angelegenheiten, Russland und den Nahen Osten sowie Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung betreffen.

Das Erscheinen des Textes auf RT-DE bedeutet, dass in Ritters Einschätzung mindestens kein starker Gegensatz zur russischen Sicht der Lage besteht. Natürlich würde Russland Ritters Option 2 bevorzugen.

 

 

Russland und die Ukraine

English version

version española

Русская версия


 

Es gibt in den Mainstreammedien nicht nur das Corona-Thema, auch wenn es alle andere Themen überlagert. Ein weiteres ist den angebliche russische Plan, in die Ostukraine einzumarschieren. Am 12.02. hat Deutschland seine Staatsbürger aufgefordert, die Ukraine zu verlassen. Man kann Wladimir Putin vieles vorwerfen, aber nicht, dass er ein Dummkopf ist. Viel wahrscheinlicher als ein russischer Angriff ist, dass die Ukraine das Minsker Abkommen brechen und das Donez Becken (DonBas) von den Separatisten zurückerobern will. Wenn Russland dann untätig bleibt, würde die Úkraine das Gleiche mit der Krim versuchen und anschließend der NATO beitreten. Mit der Krim würde die NATO aber das Schwarze Meer beherrschen, was für Russland unannehmbar wäre. Eine Kriegsgefahr geht höchstens von der Ukraine und den USA aus.

Eine kurze Störung erfuhr die gleichgeschaltete Propaganda, als der Inspekteur der deutschen Marine, Admiral Schönbach, am 23.01.22 zurücktreten musste, weil er eine politisch nicht genehme Wahrheit aussprach. (https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/admiral-schoenbach-ruecktritt-103.html) Nicht nur zu Corona, auch zur politischen Rolle Russlands gibt es nur in den Neuen Medien auch andere Meinungen, zu denen ich nur ein paar Beispiele nennen will:

https://www.nachdenkseiten.de/?p=80304
https://www.nachdenkseiten.de/?p=80108#h01
https://www.freethewords.com/2022/01/24/gysi-krieg-gegen-russland-kann-zur-vernichtung-der-menschheit-fuehren/
https://niedersachsen-aktuell.com/admiral-schoenbach-sagte-wahres-zur-falschen-zeit/

Ich selbst habe persönliche Kontakte auf die Krim, die ich schon siebenmal besucht habe, und ich war auch schon viermal in Kiew. Ich möchte mich nicht als Russland-Experte bezeichnen, traue mir aber eine eigenständige Einschätzung abseits der Regierungsmeinung zu.   

 

 

Der Beitritt der Krim zur Russischen Föderation war nicht völkerrechtswidrig


Nach einer Volksabstimmung wurde die von Stalin am 30.06.1945 aufgelöste Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Krim am 12. Februar 1991 durch den Obersten Sowjet der Ukrainischen SSR wiedererrichtet. Bis 1954 war die Krim Teil der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik. Weil es aber nur eine Landverbindung zur Ukraine gab und die ganze Infrastruktur deshalb nur aus der Ukraine aufgebaut werden konnte, wurde die Halbinsel unter Chruschtschow der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik angegliedert, aus verwaltungstechnischer Sicht damals eine vernünftige Entscheidung. Es gab aber keine Volksabstimmung über diese Veränderung des völkerrechtlichen Status. Weil die Unionsrepubliken nach der Verfassung der UdSSR eigenständige Staaten waren und die Union nur ein Staatenbund, hätte es eine Volksabstimmung geben müssen. Diese Feinheit hielt die damalige Regierung der Sowjetunion aber für nicht so wichtig.

Nach der Auflösung der Sowjetunion war der Status der Krim kurz ein Thema. Das wurde aber von dem der Zukunft der sowjetischen Schwarzmeerflotte und des Stützpunktes Sewastopol überlagert, wo auf U-Booten mit Sicherheit auch Atomwaffen stationiert waren und wohl noch sind. Eine international nicht anerkannte unabhängige Krim, die Ansprüche auf die Flotte und die Atomwaffen erheben können, war damals dem russischen Präsidenten Jelzin zu riskant. Wohl deshalb hat er die Unabhängigkeitsbestrebungen nicht unterstützt. Es kam zu einer Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine über die Aufteilung der Schwarzmeerflotte, einen Verzicht der Ukraine auf Atomwaffen, Stützpunktrechte Russlands in Sewastopol und den Status der Krim. Die ASSR Krim wurde in „Autonome Republik Krim“ umbenannt und die Stadt Sewastopol mit einem Sonderstatus herausgelöst. Russisch blieb Amtssprache.

Auf der Krim leben kaum Ukrainer. Neben der russischen Bevölkerung gibt es noch eine türkische Minderheit, die auf 12 % geschätzt wird. Einen beständigen ukrainischen Staat hat es vor 1991 nicht gegeben. Vor dem ersten Weltkrieg gehörte die Westukraine als Ostgalizien zu Österreich-Ungarn. Nur in diesem Gebiet wird im Alltag von den Menschen mehrheitlich Ukrainisch gesprochen. Selbst in der Hauptstadt Kiew habe ich zu ca. 80 % nur Russisch gehört. Verwirrend war für mich, dass Straßennamen und U-Bahn-Stationen offiziell ukrainisch bezeichnet sind und die Menschen die russische Übersetzung verwenden. So wurde mir z.B. die U-Bahn-Station лесная (Lesnaja = Wald) genannt, und den offiziellen Namen лісова (Lisowa) konnte ich nicht zuordnen. Die Aussage, Ukrainisch sei nur Polnisch mit russischer Aussprache und kyrillischen Buchstaben ist natürlich übertrieben, aber es gibt bei vielen Worten eine größere Nähe zwischen Ukrainisch und Polnisch als zwischen Ukrainisch und Russisch.

Beispiele:
Danke             russisch: Спасибо – Spasiba   / ukrainisch: Дякую – Dyakuyu / polnisch: Dziękuję
Bitte                russisch: Пожалуйста - Pozhalsta  / ukrainisch: просимо - prosymo / polnisch: Proszę
gute Nacht    russisch: спокойной ночи - spokojnoj notschi /

                        ukrainisch: Надобраніч - Nadobranitsch  / polnisch: Dobranoc

Wegen der politischen Nähe zwischen West- und Ostgalizien (Südpolen und Westukraine) in der k.u.k-Monarchie und der daraus resultierenden Nähe zwischen der polnischen und der ukrainischen Sprache ist die Amtssprache in der Ostukraine für die Menschen, auch für die ethnischen Ukrainer, praktisch eine Fremdsprache.  

Schon vor 25 Jahren gab es auf der Krim starke anti-ukrainische Ressentiments. Der neue ukrainische Staat wurde als korrupt wahrgenommen. Die Stimmung wurde verstärkt, als spätere ukrainische Regierungen den Vielvölkerstaat (im Westen gibt es auch ungarische, slowakische und rumänische Minderheiten) in einen ukrainischen Nationalstaat umwandelten. Nach dem Umsturz vom Februar 2014 mit der Machtübernahme westukrainischer Nationalisten und der Flucht des damaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch erreichte der Unmut in der Bevölkerung der Krim den Höhepunkt. Die Unabhängigkeitserklärung des Parlaments der Autonomen Republik Krim wurde von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung unterstützt und am 16. März 2014 trotz des Boykotts der türkischen Minderheit bei einer hohen Wahlbeteiligung mit überwältigender Mehrheit bestätigt. Auch der anschließende Beitritt der unabhängigen Krim zur Russischen Föderation entsprach dem Willen der Menschen auf der Krim.

Es handelte sich hier um keine völkerrechtswidrige Annexion, sondern eine Ausübung des Selbstbestimmungsrechts der Völker nach Art. 1 Abs.1 des UN-Zivilpaktes. (Alle Völker haben das Recht auf Selbstbestimmung. Kraft dieses Rechts entscheiden sie frei über ihren politischen Status und gestalten in Freiheit ihre wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung.) In Anwendung der Kosovo-Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs vom 22.07.2010 verletzt eine einseitige Unabhängigkeitserklärung eines Teilstaates in keiner Weise das internationale Recht. Das internationale Recht kennt kein Verbot einer Deklaration der Unabhängigkeit. Die Behörden der Krim waren sogar nach Art. 138 Abs. 2 der ukrainischen Verfassung „zur Organisation und Durchführung lokaler Referenden“ berechtigt. An der Unabhängigkeitserklärung der Krim war also nichts illegal.

Russland gehört zu Europa, die USA nicht!


Die Mentalität der Russen mit einem hohen Stellenwert von Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft ist auch den Westeuropäern näher als der Individualismus und die jeder-gegen-jeden-Mentalität der US-Bürger. Für die USA ist Europa ein geopolitischer Spielball, für die Europäer ist es die Heimat! Der Frieden in Europa kann nur mit Russland organisiert werden, nicht gegen Russland. Die Ausgrenzung Russlands ist selbst aus der Perspektive der USA vor dem Hintergrund der Zuspitzung der Rivalität mit China ein schwerer Fehler. Zwischen China, Russland und Iran entsteht derzeit ein Anti-USA-Bündnis.

Der russische Präsident Putin mag menschlich ein schwieriger Verhandlungspartner sein, der ehemalige US-Präsident Trump war es wohl auch. Das Schicksal der Völker kann aber nicht von persönlichen Sympathien und Antipathien abhängig gemacht werden. Aus der europäischen Perspektive gibt es zu einem friedlichen Miteinander aller europäischen Länder einschließlich Russlands keine vernünftige Alternative. Ein neuer Kalter Krieg nützt niemandem. Eine NATO, die Russland provoziert, ist keine Sicherheitsgarantie, sondern ein Sicherheitsrisiko.  

Die Analyse von Admiral Schönbach war insbesondere zutreffend. Russland ist nicht an einem Stück Land in der Ostukraine interessiert. „U kraina“ kann mit „am Rand“ übersetzt werden. Auch für die russische Politik ist das Land ein Randthema. Die Unterstützung Russlands für die Krim hat in der Ostukraine aber Erwartungen geweckt, auch die Menschen Donbass-Region vor der westukrainischen Dominanz zu schützen. Hier will Russland lediglich keinen Gesichtsverlust.

Die Krise lässt sich nur mit einem vernünftigen Kompromiss lösen. Die Schönbach-Analyse ist dafür eine gute Grundlage. Die Krim wird nicht in den ukrainischen Staat zurückkehren. Der Westen könnte sein Gesicht wahren, wenn die Volksabstimmung vom 16.03.2014 unter Aufsicht der OSZE wiederholt würde; dieses Ergebnis müsste von der Welt anerkannt werden. An dem aktuellen Zustand wird das aber nichts ändern; weniger als 70 % Zustimmung ist nicht realistisch. Die Provinzen Donezk und Lugansk können zu einer „Autonomen Republik Donbass“ (Donezbecken) innerhalb des ukrainischen Staates werden, wie die „Autonome Republik Krim“ von 1991 bis 2014. Die NATO müsste erklären, grundsätzlich keine neuen Mitglieder mehr aufzunehmen. Damit wäre auch ein Beitritt der Ukraine ausgeschlossen. Die EU würde sich mit der Aufnahme eines so großen Landes mit einem so großen Rückstand bei der wirtschaftlichen Entwicklung sowieso übernehmen. Hier sollte Russland nicht auf einer formellen Erklärung bestehen. Alle Boykott-Maßnahmen gegen die Krim und den Rest Russlands müssen aufgehoben werden.

In der Vergangenheit ist von russischem Boden - von der Zurückdrängung des Osmanischen Reiches abgesehen - nie ein Krieg ausgegangen. Napoleon, Wilhelm II und Hitler waren die Angreifer. Stalin hat nach 1945 Osteuropa nicht geräumt, damit die USA nicht nachrücken. Auch die Politik Putins ist nicht aggressiv. Die europäischen NATO-Mitglieder sollten sich längerfristig überlegen, wie sie „Frieden schaffen, ohne Waffen!“ Das geht nur, wenn Russland mit Respekt behandelt wird, wie es Admiral Schönbach vorgeschlagen hatte. Das friedliebende Land wird dann eine sehr konstruktive Rolle spielen,

Eigentlich ist die NATO seit 1991 überflüssig. Nachdem Donald Trump das gesagt hatte, wurde er von der Rüstungslobby gründlich bearbeitet, und danach von den Europäern die Erhöhung ihrer Rüstungsausgaben verlangt - mehr Profit für die Konzerne! Auch von Corona kennen wir den Mechanismus, wie die Pharmalobby aus einem einfachen Virus eine Marketingkampagne gemacht hat. Wie immer zahlen am Ende die einfachen Bürger die Rechnung.

 

 

 

Immer der gleiche Fehler

  

Die Regierungen der westlichen Welt entwickeln ein immer stärkeres Talent, sich in Sackgassen zu manövrieren, auf falsche Pferde zu setzen und Böcke zu Gärtnern zu machen.

Aktuell ist der Westen darüber entsetzt, dass sich die teuer ausgerüstete und lange ausgebildete afghanische Armee kampflos den Taliban ergibt, die ihr mit Kalaschnikows auf Mopeds und Pickup-Trucks entgegenkommen. Die Politiker leben unter einer Käseglocke, und die Welt funktioniert anscheinend anders, als sich die selbsternannten politischen Eliten das vorstellen können.

 


 

Vor über 19 Jahren wurde ein Krieg begonnen, und niemand hatte eine Idee, wie man ihn wieder beenden kann. Mit der gewaltsamen Vertreibung der Taliban schuf man ein Machvakuum, das der CIA-Kandidat Karzai ausfüllen sollte. Sein Bruder war der mächtigste Drogenhändler Afghanistans, und in dieser Rolle vielleicht nur der Strohmann des Präsidenten. (https://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=4299, gestützt auf New York Times, https://www.nytimes.com/2009/10/28/world/asia/28intel.html?_r=2&hp=&pagewanted=print) Der stützte sich auf die sog. Warlords, also mafiöse Strukturen. Mit viel Entwicklungshilfe wollte man die Menschen für den Westen gewinnen, doch das Geld versickerte in den Taschen der korrupten Oberschicht. Natürlich lernte das Land nicht, auf eigenen Füßen zu stehen. Kann es dann überraschen, dass die afghanischen Soldaten ihr Leben nicht für ihre korrupte Führung riskieren wollte, der man ohne die Ausländer nichts zutraute! Aber über solche Zusammenhänge hat anscheinend in 19 Jahren niemand nachgedacht.

Dieser Schlamassel war spätestens vor 15 Jahren erkennbar. Dann hätten die ausländischen Truppen das Land eigentlich verlassen sollen, aber die Politiker fanden keinen Ausgang. Als sich die USA genervt für ein Ende mit Schrecken, statt einem Schrecken ohne Ende entschieden, musste die Bundesregierung ihr folgen.

Man sagt: „Hinterher ist man immer klüger!“ Aber die USA wurden nie aus Schaden klug. In Irak, Libyen und Syrien wiederholte man immer den gleichen Fehler, in Syrien war es nur ein missglückter Versuch. Es werden Regierungen gestürzt, und man hat keinen durchführbaren Plan für die Zeit danach. Und mit Corona lief es genauso. Mit Beschränkungen waren die Politiker schnell, als sich der erhoffte Erfolg nicht einstellte, fiel ihnen das Eingeständnis des Scheiterns und der Rückzug schwer.

Eigentlich hätte man sich wie 1957 und 1968 bei der Asiatischen Grippe und der Hongkong-Grippe auf einen Schutz von Risikogruppen beschränken müssen, und beim Rest der Bevölkerung auf eine natürliche Immunisierung durch Ansteckung setzen sollen. Die Politiker hörten aber auf Bill Gates, die Pharmaindustrie und die von ihnen bezahlten Experten, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Also setzte die Politik auf permanente Lockdowns und unzureichend getestete Impfstoffe. Eine Sackgasse, wie in Afghanistan!