Konsequenzen?


Mit der Ausrichtung an den OECD-Statistiken, der grundlosen Steigerung der Akademiker-Quote, der Bologna-Reform, begleitet von der Noteninflation, einer Schummelkultur der Studenten und einer Vertuschungskultur der Hochschulleitungen wurde unser funktionierendes System der beruflichen Bildung kaputtreformiert. Mit dem Nachwuchsmangel im Mittelstand (zu wenig Lehrlinge) und der "Generation Praktikum" (Hochschulabsolventen bekommen kaum noch Festeinstellungen) werden die Folgen jetzt sichtbar.
 
Eine gute Qualifikation wird durch die drei Faktoren

 
Begabung     +     Lernen      +     Erfahrung

 
bestimmt. Je nachdem, welcher der drei Faktoren in einem Fachgebiet überwiegt, kann man von Kunst, Wissenschaft oder Handwerk sprechen.
 
Kunst kommt von „Können“. Ein guter Künstler (auch Spitzensportler kann man hier einordnen) verblüfft das Publikum durch sein besonderes Können, das andere bei Weitem nicht haben. Ein Musiker muss z.B. ein Instrument erlernen, wegen seines Talents fällt ihm das aber leicht. Er muss auch üben, um sein Können zu vervollkommnen. Lernen und Erfahrung können das Talent aber nicht ersetzen. Deshalb ist die Ausbildung von Künstlern z.B. an Kunsthochschulen nur unterstützend möglich.
   
Wissenschaft schafft Wissen; durch die Lehre wird vorhandenes Wissen auf Andere übertragen und durch die Forschung wird neues Wissen erzeugt. Bei einer Überbetonung der Lehre besteht die Gefahr, dass veraltetes Wissen vermittelt wird. Als Begabung benötigt man Lern- und Kombinationsfähigkeit. Es müssen vor allem die richtigen Fragen gestellt werden. Das wird durch Erfahrung erleichtert. Auch das Erlernen von Faktenwissen hilft. Deshalb kann man keine jungen Leute wissenschaftlich qualifizieren, die eher praktisch veranlagt sind. Wer „Scheine sammelt“ indem er gezielt und zusammenhanglos für Prüfungen lernt und das Gelernte nach wenigen Wochen wieder vergisst, ist in der Wissenschaft fehl am Platz.
    
Handwerk lebt von der Erfahrung des Handwerkers und der Entwicklung seiner Fertigkeiten. Wenn der Kfz-Meister bei einer Probefahrt ein klopfendes Geräusch hört, kann er die Ursache anhand des Klangs und von Begleitumständen (z.B. klopft es beim Beschleunigen, Bremsen oder auch im Leerlauf) ohne große Analyse und nur aufgrund seiner Erfahrung lokalisieren. Dafür muss er Jahre zuvor seinen Beruf erlernt haben und er benötigt handwerkliches Geschick. Die Ausbildung zielt auf die Entwicklung von Routine. Die fachtheoretischen Inhalte stehen an zweiter Stelle, auch wenn ihre Bedeutung zunimmt.
   
Die Grenzen sind fließend. Manchmal haben die Werke eines Handwerkers fast die Qualität von Kunstwerken und manchmal hat eine Störungssuche bei einer technischen Anlage Ähnlichkeiten mit einem Forschungsprojekt. Im Sinne dieser Einteilung ist das Handwerk nicht auf manuelle Tätigkeiten beschränkt. So ist die Bearbeitung einer Steuererklärung durch Finanzbeamte eher eine handwerkliche als eine wissenschaftliche Tätigkeit und auch ein Zahnarzt ist trotz eines Studiums bei alltäglichen Fällen eher ein Handwerker als ein Wissenschaftler.
 
Unsere Gesellschaft ist stark verwissenschaftlicht; sie geht davon aus, dass alles erklärt und erlernt werden kann. Das reduziert dabei auch die Wissensvorsprünge einzelner Gruppen und demokratisiert die Gesellschaft – im Grunde eine positive Tendenz! Aber man unterstellt auch, dass z.B. Kunst erlernt werden kann und es kommt zu einer Kunst-Inflation, also ihrer Entwertung. Es kommen auch Sänger in die Charts, die nicht singen können und nur eine gute Show veranstalten. Wirkliche Talente können sich immer schwerer durchsetzen, und sie werden schnell durch neue Talente ersetzt (= verheizt).
 
Ebenso hält man Wissenschaft mit begrenztem Wissen für möglich. Es kommt zwar auch auf Methodenkompetenz und Techniken wissenschaftlichen Arbeitens an; ohne Inhalte stiftet die Wissenschaft aber keinen Nutzen. Ein Arzt wird keinen Patienten heilen können, wenn er nichts über Krankheiten weiß. Die Methodenkompetenz bei der Bedienung seiner Apparate reicht nicht aus.

Ob ein Nutzen und damit auch ein relevanter Inhalt vorliegt, wird am Ende der Markt entscheiden. Wenn ein Literaturwissenschaftler mit seiner 58sten Interpretation eines Klassikers hohe Verkaufszahlen erzielt, müssen die Käufer das Werk mindestens als schön (und damit auch nützlich) ansehen. Wenn ein Chemiker ein effektives Reinigungsmittel entwickelt, das wegen seines unangenehmen Geruchs aber nicht gekauft wird, fehlt es an einem relevanten Inhalt.
 
Die Kurzlebigkeit des Wissens relativiert auch den Stellenwert der Erfahrung. Man muss immer häufiger umlernen und dann teilweise völlig neue Erfahrungen machen. Eine gewisse Verschiebung der Gewichte weg von der dualen Berufsausbildung hin zu einem Studium ist deshalb plausibel. Duale Studiengänge sind hierfür eine gute Antwort - sie können sich aber nur Großunternehmen leisten.

 

... für die Politik

 

Es muss ein Gleichgewicht zwischen Kunst, Wissenschaft und Handwerk erhalten bleiben. Hochschulen sollten die Besten eines Jahrgangs weiterbilden, sonst verkämen sie zu „Flachschulen“. Man kann diskutieren, ob die Zielmarke bei 20, 25 oder 30 % eines Jahrgangs liegen sollte. 60 % sind aber deutlich zu viel. Mittelmaß drückt das Niveau! Es ist nicht zu erwarten, dass in dieser Masse Wissen geschaffen werden kann, statt es nur zu reproduzieren. Unser Gehirn hat einen hohen Energieverbrauch. Deshalb schaltet der Körper so oft wie möglich auf einen Energiesparmodus um und entwickelt Routine. Z.B. laufen selbst komplexe Tätigkeiten wie Autofahren nach ein paar Jahren Fahrpraxis wie im Schlaf ab. Die Gruppe „Handwerk“ entspricht also am Ehesten unserer Natur. Echte Wissenschaftlichkeit mit dem ständigen Hinterfragen von Gegebenheiten und permanenten Neubewertungen von Beobachtungen ist eine sehr unnatürliche Verhaltensweise, die der Mehrheit der Menschen nicht liegt. Man tut niemandem einen Gefallen, wenn man ihn außerhalb seiner Begabung ausbildet.

Die Masse der Berufsausbildung muss deshalb im dualen System bleiben. Eine Stärkung der Berufsschulen und der fachtheoretischen Teile der Ausbildung stünde dazu nicht im Widerspruch. Auch eine Status-Aufwertung der dualen Ausbildung gegenüber dem Studium wäre sinnvoll. Wenn z.B. eine Meisterprüfung als fachgebundene Hochschulreife gewertet wird, feiern Bildungspolitiker dies als Erfolg bei der Durchlässigkeit des Bildungssystems. Abiturienten mit ihrer allgemeinen Hochschulreife haben formal die höhere Qualifikation, können aber in der Gesamtbetrachtung dem Handwerksmeister nicht das Wasser reichen. Das muss sich auch in der gesellschaftlichen Anerkennung von Bildungsbiographien ausdrücken. Lehre und berufliche Fortbildungsabschlüsse müssen deutlich aufgewertet werden; das kommt einer Abwertung des Studiums gleich. (auch auf den Finanzmärkten werden inflationäre Währungen abgewertet)
 
Neben Handwerk und Wissenschaft muss es für talentierte Minderheiten einen Weg an formalisierten Ausbildungsgängen vorbei geben. Kunsthochschulen und ähnliche Einrichtungen können Talente nur fördern, sie aber nicht erschaffen. Die Masse der Künstler und Sportler wird – wenn das Hobby zum Beruf gemacht wird – im Geringverdienerbereich bleiben und nur vom großen Durchbruch träumen. Natürlich darf jeder Möchte-gern-Sänger seine Musikvideos auf youtube hochladen. Es ist aber nicht zu erwarten, dass mehr als ca. 0,2 % eines Jahrgangs von der Kunst leben kann.

Wie unterbeschäftigte Schauspieler haben auch am-Arbeitsmarkt-vorbei-qualifizierte Akademiker (z.B. Philosophen, Soziologen, Politologen, ... die in der ausgebildeten Menge nicht gebraucht werden) keinen Anspruch auf Spitzengehälter. Manchmal ist das System teilweise verkrustet. Wenn z.B. über einen Mangel an Landärzten geklagt wird, dann wäre die einfachste und wohl auch effektivste Lösung, die Gebührenordnung für Ärzte zu ändern, die Vergütung in Großstädten zu kürzen und in Dörfern und Kleinstädten spiegelbildlich zu erhöhen.

 

Es stellt sich aber ohnehin die Frage, ob die Kosten im Gesundheitswesens nur wegen der steigenden Zahl der Ärzte steigen. (siehe https://abgezockt.jimdo.com/private/krankheits-kosten/) In nicht-reglementierten Berufen verdienen Akademiker teilweise schon jetzt weniger als ihre Altersgenossen mit dualer Berufsausbildung und vergleichbarer Qualifikation (z.B. Handwerksmeister). Von den Taxi-fahrenden Politologen ganz zu schweigen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis!

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Von den 3,6 Unternehmen sind 3,3 Mio. Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Arbeitnehmern (Quelle: Statistisches Bundesamt, zitiert nach http:// de.statista.com/statistik/daten/studie/1929/umfrage/unternehmen-nach-beschaeftigtengroessenklassen/). Sie werden keine Hochschulabsolventen einstellen und sind auf die duale Ausbildung angewiesen. Ihre Zukunft ist gefährdet. Die aktuelle Bildungspolitik mit ihrem Akademisierungswahn, die 58,5 % eines Jahrgangs an die Hochschulen bringt, gräbt dem Mittelstand den Nachwuchs ab. Das ist nicht nur bildungspolitisch, sondern auch wirtschaftspolitisch gefährlich.

Die jungen Menschen müssen bedarfsgerecht ausgebildet werden. Ausbildungsgänge ohne Berufsperspektive dürfen nur in sehr geringer Zahl angeboten werden. Im dualen System sterben immer wieder Berufe aus oder es werden nur noch vereinzelt Ausbildungsplätze angeboten. Vor 100 Jahren benötigte jedes Dorf einen Hufschmied. Heute genügen wenige Berufsangehörige, die mit einem Kleintransporter die Reitställe anfahren. Staatlich finanzierte Hochschulen reagieren dagegen kaum auf die Nachfrage des Arbeitsmarktes. Ob und wo Politologen oder Soziologen einen Arbeitsplatz finden interessiert die Hochschulen nur am Rande. Die Streichung von Studienplätzen in Fächern mit schwieriger Arbeitsmarktlage darf aber kein Tabuthema sein. Mit der Forderung nach mehr Geld für die Hochschulen wird dieses Thema aber unter den Teppich gekehrt.

Man wird auch nicht vermeiden können, dass wohl mindestens 5 % eines Jahrgangs, z.B. wegen einer Lernbehinderung oder einer verpfuschten Jugend, durch das Raster fällt und keine berufliche Qualifikation bekommt. (aktuell sind es 13 %; vgl. http://www.theeuropean.de/hugo-mueller-vogg/10173-der-deutsche-akademisierungswahn) Noch vor 50 Jahren wurde diese Gruppe z.B. in der Landwirtschaft als billige Arbeitskräfte sinnvoll eingesetzt. Heute bilden sie den Bodensatz an Hartz-IV-Empfängern. Es wäre zu prüfen, ob man diese Gruppe mit Schmalspur-Ausbildungen erreichen kann. Wer aber auch noch den letzten Jugendlichen in den Normal-Ausbildungen mitnehmen und niemanden zurücklassen will, der wird am Ende nur die Leistungsstandards absenken um auch dieser Restgruppe das Bestehen der Prüfungen zu ermöglichen. Arbeit hätten sie damit noch nicht. Unsere Wirtschaft braucht gut ausgebildete Fachkräfte und keine Gefälligkeitszeugnisse.

Sackgasse

 

Die Akademisierung der Ausbildung ist auch eine gefährliche Sackgasse. Die Arbeitswelt ändert sich ständig, neue Berufe entstehen und alte sterben aus. Wer kennt heute noch die Berufe Böttcher, Stellmacher, Wagner oder Schriftsetzer? Für nicht mehr benötigte Berufe bildet die Wirtschaft nicht mehr aus – und das war’s! Aber wie verschwinden Studiengänge? Das zuständige Wissenschaftsministerium könnte zwar verfügen, dass keine Studenten mehr aufgenommen werden dürften; aber was macht man dann mit den beamteten Professoren? Man dürfte sie nur an eine andere Hochschule versetzen, dort würden die Studienplätze und damit die Professorenstellen aber auch gestrichen. Auf eine andere Stelle im Landesdienst dürfen sie nur mit ihrer Zustimmung versetzt werden; eine Entlassung ist ausgeschlossen. Die Zustimmung würde ich nur erteilen, wenn die neue Stelle attraktiv genug wäre, z.B. mit 20 % mehr Gehalt. Dann würde aber auch die Altersversorgung nach der neuen Stelle berechnet werden, wenn man sie mindestens 5 Jahre ausgeübt hätte. Wenn man genau diese 5 Jahre abarbeitet und man auch die zusätzliche Pension + Hinterbliebenenversorgung insgesamt durch diese 5 Jahre teilt, werden aus 20 % Gehaltserhöhung in Summe auch schon einmal 60 % höhere Gesamtkosten. Die schnelle Aufgabe eines nicht mehr benötigten Studiengangs ist damit schlicht zu teuer, und es wird sie nicht geben! Langsam austrocknen lassen dauert ca. 25 Jahre.
 
Dann wird aber auch niemand die Frage stellen, ob eine Fachrichtung denn noch gebraucht würde. Auch ohne realistische Beschäftigungsperspektive werden alle Studiengänge angeboten, die von den Bewerbern nachgefragt werden. Der Arbeitsmarkt spielt nur beim Aufbau von Kapazitäten eine Rolle. Z.B. wird noch immer stark für ein Studium in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) geworben, obwohl zwischen 2000 und 2014 die Studentenzahlen schon um 78 % und die Absolventenzahlen sogar um 164 % gestiegen sind. Die Rückmeldung „jetzt ist es genug“ hat die Hochschulen bisher nicht erreicht.
 
Ein reales Beispiel für diese Einbahnstraße kann man bei den Historikern erkennen. Der Wissenschaftsrat fügte seiner Studie über die Entwicklung der Durchschnittsnoten umfangreiches Datenmaterial bei. Daraus konnte folgende Tabelle verdichtet werden:

 

Abschlüsse in 2010 Gesamt sehr gut gut 1+2-Quote
Alte Geschichte 42 13 23 85,70%
Ägyptologie 55 17 27 80,00%
Archäologie 328 106 181 87,50%
Geschichte        
- Bachelor / Master / Magister 2.334 769 1.331 90,00%
- Lehramt 1.622 348 869 75,00%
Mittlere und neuere Geschichte 494 216 226 89,50%
Ur- und Frühgeschichte 114 45 55 87,70%
Wirtschafts-/Sozialgeschichte 27 5 18 85,20%
  5.016 1.519 2.730 84,70%
ohne Lehramt 3.394 1.171 1.861

89,30%

 


Von den 3.394 Absolventen außerhalb des Lehramts arbeiten ca. 90 % unterqualifiziert und berufsfremd, oder sind arbeitslos. Wenn man unterstellt, dass die 1.622 Geschichtslehrer von den Schulen eingestellt wurden, müsste man noch 3.000 überflüssige Studienplätze je Studienjahr abbauen. Es ist auch nicht erkennbar, dass in Deutschland jedes Jahr 3.400 neue Museumsdirektoren gebraucht werden. Und bei diesen Zahlen ist der starke Anstieg der Studienanfänger zwischen 2006 und 2012, der die Absolventen von 2010 wohl noch kaum erreicht haben konnte, nicht erhalten. Es ist zu erwarten, dass das Wachstum an den Historikern nicht vorbeigegangen und dass die Zahl der arbeitslosen oder taxifahrenden Historiker weiter gestiegen ist. Für andere brotlose Künste dürften die Zahlen ähnlich aussehen.
 
Weil die Akademisierung der Berufsausbildung auch immer eine Verstaatlichung ist und weil der Staat Ausbildungskapazitäten immer nur aufbauen und kaum wieder abbauen kann, wird die Akademisierung bei gleichzeitiger Zerschlagung der dualen Ausbildung mittelfristig zu einer gigantischen Fehlsteuerung führen. Historiker werden nie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgebildet. Aber was wäre die Konsequenz, wenn selbst die Ausbildungs-kapazitäten für Techniker und Kaufleute nur noch vom Staat festgelegt würden?
 
Die Flexibilität des dualen Systems wird mit ihm selbst untergehen, und die akademisierte Berufsausbildung wird die gleichen verkrusteten Strukturen herausbilden, wie sie auch sonst von staatlichen Systemen bekannt sind.

Duale Ausbildung stärken!


Es wird nicht genügen, allein mit einem Abbau von Studienplätzen die Abwerbung aus dem dualen System zu stoppen. Es muss auch mit einer Verbesserung der fachtheoretischen Komponente und verbesserten Strukturen gestärkt werden. Dabei ist besonders das Konzept lebenslangen Lernens eine Chance. Wenn Jugendliche mit 16 Jahren eine Lehre beginnen können sie ihre Abschlussprüfung mit 19 bestanden haben. Danach sollten sie erst einmal ihre Jugend genießen und mit Ende 20 einen Fortbildungsabschluss (Meisterprüfung und Ähnliches) anstreben. Bei der Meisterprüfung könnte man eine Aufteilung der jetzigen 4 Teilleistungen vornehmen, in Theorie und Praxis einerseits und Ausbildereignung und Betriebsführung andererseits. Den zweiten Teil benötigen nur selbständige Handwerksmeister für die Eintragung in die Handwerksrolle. Die Zweiteilung würde Hürden absenken, nicht aber das Niveau. Trotzdem würden sich die Fortbildungsraten deutlich erhöhen.

Danach sollte es noch einen Abschluss als „anerkannter Experte“ (einen Namen könnte man noch finden) geben, der etwa mit Mitte bis Ende 40 (mindestens 10 Jahre nach dem Fortbildungsabschluss) sinnvoll wäre. Hier sollte nicht schnell gelerntes Abfragewissen, sondern die Reflektion der Berufserfahrung im Mittelpunkt stehen. Vor diesem Hintergrund sollte der Kandidat nachweisen, dass er in seinem Berufsleben mit seiner Erfahrung eine fundierte Problemlösungskompetenz entwickelt hat. Dieser Ansatz zur Umsetzung eines lebenslangen Lernens wäre ein Vorteil des dualen Systems, weil nach einigen Jahren Berufspraxis ein Wechsel von Hochschulabsolventen zurück an die Uni nicht realistisch wäre, die Kammern mit beruflichen Fortbildungen in kurzen Auszeit-Phasen oder berufsbegleitend eine langjährige Erfahrung haben. Die duale Ausbildung als Standbein der deutschen Wirtschaft muss mit solchen Konzepten gestärkt und nicht mit der Akademisierung geschwächt werden.