Praktisch jede Währung, auch der Euro, ist sog. Fiat-Geld. Der Name hat nichts mit der italienischen Automarke zu tun. Der Name bedeutet, dass das Geld keinen eigenen Materialwert hat und auch
keine Gold- oder Silberdeckung existiert. Vor dem ersten Weltkrieg konnte jeder Geldschein zu jeder Zeit in Gold umgetauscht werden.
Das Wort fiat kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „so sei es“. Die italienische Automarke steht dagegen für „Fabbrica Italiana Automobili Torino“, war aber vielleicht auch ein Wortspiel. Es
wird gesetzlich bestimmt, dass das Geld einen bestimmten Wert haben soll, und die Menschen glauben daran. Damit beruht der Wert des Geldes nur auf dem Vertrauen der Bürger und der Finanzmärkte.
Es hat einen Wert, wenn die Menschen an seinen Wert glauben. Geht dieses Vertrauen verloren, so wird auch das Geld seinen Wert verlieren. 1923 hat die Reichsbank nach einer extremen Ausweitung
der Geldmenge das Vertrauen der Menschen verloren, und erst danach viel der Wert der Mark ins Bodenlose.
Damit funktioniert auch der Euro nicht viel anders als die Aktie von Wirecard. Hier wurden in der Bilanz von 2018 2.719,8 Mio. EUR an Bankguthaben ausgewiesen, 806,6 Mio. mehr als 2017. Die Börse
glaubte, dass es sie wirklich gäbe, und sie gab sich mit nichtssagenden Erläuterungen im Geschäftsbericht zufrieden. Nach der Aufdeckung des Bilanzbetrugs war der Absturz der Aktie mit dem der
Reichsmark vergleichbar.
Das Vertrauen in eine Währung beruht auf der Gleichgewichtsformel
Y · P = M · U
(Y = Wirtschaftsleistung, P = Preisniveau, M = Geldmenge, U = Umlaufgeschwindigkeit).
Die Geldmenge soll sich parallel zur Wirtschaftsleistung entwickeln und die Inflationsrate ausgleichen. Dafür hat die EZB ein Ziel von 2 % formuliert. Nach der Einführung der Euro-Bargeldes
betrug die Geldmenge M3 im Euroraum 75,8 % des Bruttoinlandsproduktes zu aktuellen Preisen (= Y · P). Das entspricht einer Umlaufgeschwindigkeit von 1,32. 2019 waren es schon 109 %, was eine
Umlaufgeschwindigkeit von 0,92 ergibt. Nach vorläufigen Zahlen des zweiten Quartals 2020 betrug die Geldmenge ca. 133 % und die Umlaufgeschwindigkeit sank demnach auf 0,75. Die FAZ vom 28.08.20
meldete für Juli einen Anstieg der Geldmenge M3 um 10,2 %, den höchsten Anstieg in nur einem Monat seit Mai 2008.
Der Unterschied zu 1923 ist, dass der Euro eine international akzeptierte Währung ist. Neben der inländischen Geldmenge gibt es noch ein international vagabundierendes Kapital in beträchtlichem
Umfang. Bei einem Vertrauensverlust der Märkte in den Euro würden Euroguthaben bei ausländischen Banken abgezogen, um damit die Flucht in die Sachwerte anzutreten. Weil das dann nur noch im
Euroland möglich ist, würde sich die inländische Geldmenge nochmals schlagartig erhöhen.
Es soll an dieser Stelle weder die Bevölkerung verunsichert, noch eine Inflation herbeigeredet werden. Man muss aber daran erinnern, dass die Geldpolitik das Vertrauen der internationalen Geld-
und Kapitalmärkte in den Euro nicht zu sehr strapazieren sollte. Schon die starke Ausweitung der Geldmenge in den letzten 12 Jahren seit der Lehman-Pleite sollte zur Vorsicht mahnen. Die Märkte
müssen darauf vertrauen, dass die enorme zusätzliche Staatsverschuldung auch wirklich zurückgezahlt wird, und sich der Staat ihrer nicht mit einer Inflationspolitik oder einem Staatsbankrott
entledigt. Begriffe wie Bazooka und Wumms sind zur Vertrauensbildung nicht hilfreich. Das Vertrauen muss sich zudem auch alle großen Euro-Länder erstrecken, also auch auf Frankreich, Italien und
Spanien. Würde selbst Deutschland Misstrauen erzeugen, könnten die anderen Länder das nicht kompensieren, auch wenn sie es wollten.
Es wäre eine vertrauensbildende Maßnahme, wenn die Regierung mindestens einen Vorschlag entwickeln, würde, mit welchen Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in welchem Zeitraum die Rückzahlung
organisiert werden soll. Natürlich würde ein solcher Plan sehr kontrovers diskutiert, besonders im Wahlkampf. Er würde aber den politischen Willen zu Rückzahlung erkennen lassen und damit die
Märkte beruhigen. Der Versuch, diese Diskussionen auf nach der Wahl zu verschieben, könnte die Märkte dagegen nervös machen.
Man sollte der Politik dringend davon abraten, die Nervenstärke der Akteure auf den internationalen Finanzmärkten auszutesten. Ein solches Experiment könnte sehr teuer werden.
Die Mehrheit der Menschen interessiert sich mehr für die wirtschaftlichen Folgen der Krise als für den R-Faktor und die Zahlen der Neuinfektionen. Gerade in Deutschland fragt man sich, ob das mit
den gigantischen Hilfsprogrammen, die zunächst mit neuen Schulden finanziert werden, lange gutgehen kann. Die Inflation von 1923 ist fast 100 Jahre her, aber sie hat sich ins kollektive
Gedächtnis des Volkes eingebrannt.
Am 03.07.20 schrieb Matthias Hochstätter in FOCUS-Online: „Führen höhere Staatsausgaben und Steuersenkungen automatisch zu Preissteigerungen? Noch ist keine Inflation in Sicht. Aber das dicke
Ende kann uns noch bevorstehen.“ (https://www.focus.de/finanzen/boerse/experten/ inflation-die-geld-flut-wird-wie-ein-tsunami-zuschlagen_id_12166805.html) Als Gegenmeinung kann Holger Schmieding
im Handelsblatt vom 16.07.20 zitiert werden: „Wenn die Zentralbank mehr Geld in den Kreislauf pumpt, muss das nicht unbedingt zu mehr Inflation führen. Das haben schon vergangene Krisen gezeigt.
… Zu den deutschen Eigenarten gehört es, in jeder Krise gleich große Inflationsgefahren zu wittern.“ (https://www.
handelsblatt.com/meinung/kolumnen/querdenker/kolumne-querdenker-warum-die-corona-inflation-ausfaellt/25999180.html?ticket=ST-2091206-rp5LEoPqSfWp2Haj9fif-ap5) Verkürzt gesagt: „das kann doch
nicht gutgehen“ steht gegen „das hat doch noch immer funktioniert“!
Anders als beim Diskussionsstil der virologischen Fachidioten (Wikipedia: „ein Experte .., der eine Problematik nur aus der Perspektive seines Fachgebietes kennt“) um Prof. Drosten und des
RKI-Ober-Tierarztes Prof. Wieler (Die Ärzte: „Männer sind Schweine“) will sich der Verfasser hier für die breite Masse der Bürger verständlich ausdrücken und nicht in der ökonomischen Fachwelt
glänzen.
Statistiken zur Lage der Wirtschaft werden in Geld dargestellt. Geld vermittelt ein genaues Bild. Wir müssen aber immer daran denken: Es ist ein Spiegelbild!
Als die Menschen vor 12.000 Jahren von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern und Viehzüchtern wurden, haben sie Sachen gegen Sachen, Arbeit gegen Arbeit, oder Arbeit gegen Sachen getauscht. Es wurde
zwischen einfacher und schwieriger Arbeit, geringwertigen oder hochwertigen Sachen unterschieden. Mit der Erfindung des Geldes als einer Zwischenware ohne eigenen Gebrauchswert wurde die
Möglichkeit geschaffen, die Wertunterschiede genauer auszudrücken. Und das Geld hat eine Wertaufbewahrungsfunktion geschaffen. Erdbeeren kann man nicht lange lagern, Arbeitskraft überhaupt nicht.
Wer vor 10.000 Jahren für die Hilfe bei der Ernte mit Erdbeeren bezahlt wurde, hat sie schnell gegessen. Wer heute mit Geld bezahlt wird, kann es sofort konsumieren, oder Wochen später. Aus der
Sicht der Jungsteinzeit arbeitet dieser mit Geld bezahlte Mensch umsonst, aber später konsumiert er umsonst.
Der Erdbeerbauer der Jungsteinzeit konnte die Früchte, die er nicht allein essen konnte, auch gegen Weizen tauschen, der länger aufbewahrt werden konnte. Bei einer reichen Ernte bekam er aber
weniger Weizen für einen Korb Erdbeeren, als wenn sie knapp und begehrt waren. Angebot und Nachfrage bestimmten schon ohne Geld den Preis.
Schon vor 12.000 Jahren konnte der Bauer konsumieren oder investieren. So konnte er eine Bewässerung zu seinem Acker legen um die Ernte zu erhöhen. Dann würde aber seine andere Arbeit
liegenbleiben. Oder er könnte Arbeiter bezahlen, die ihm beim Bau der Anlage helfen würden. Hätte er dafür keine ausreichenden Weizenvorräte, müsste er sie später aus den besseren Ernten des
bewässerten Ackers bezahlen. Diese Vereinbarung hätten die Arbeiter aber nur bei einem höheren Lohn akzeptiert – sie hätten also einen Zinsaufschlag gefordert, auch ohne Geld. Nach der Erfindung
des Geldes hätte der Bauer ein Darlehen aufgenommen, die Arbeiter sofort bezahlt und es dem Gläubiger aus den höheren Erträgen des bewässerten Feldes das Geld mit Zinsen
zurückgezahlt.
Das Geld hat den Tausch von Leistung und Gegenleistung nicht ermöglicht, sondern nur wesentlich vereinfacht und damit die gesellschaftliche Arbeitsteilung angeheizt. Geld muss eine Ware ohne
eigenen Gebrauchswert sein (nach der es keine eigenständige Nachfrage gibt), die nicht beliebig produziert werden kann (also nur aus dem Tauschvorgang zu erwerben ist). Und sie muss lagerfähig
sein, damit Leistung und Gegenleistung (in Naturalien) nicht nur sofort, sondern auch zeitversetzt erfolgen können. Henry Ford wird das Zitat zugeschrieben: „Reich wird man nicht durch das, was
man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt.“ (https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_henry_ford_thema_reichtum_zitat_2716.html) Man kann philosophisch fragen, ob ein Mensch wirklich
reich ist, wenn er sein Geld nur anhäuft, aber nicht ausgibt. Der Verfasser, der 1986 und 1987 seine Diplomprüfungen in Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre bestanden hat, würde das
Ford-Zitat den Betriebswirten zuordnen, während die Volkwirte den Reichtum einer Gesellschaft an dem ausgegebenen Geld messen – also als Spiegelbild. Donald Trump hat nicht verstanden, dass die
USA einen Vorteil aus den chinesischen Warenlieferungen hatten, die sie noch nicht mit eigenen Warenlieferungen bezahlt haben. Der Nachteil besteht nur darin, dass die US-Wirtschaft nicht mehr
konkurrenzfähig ist, und dass das nicht ewig so weitergehen kann. Aber was macht China, wenn seine Dollar-Reserven in einer Inflation wertlos würden?
Man kann bei der Funktion des Geldes somit zwischen dem Tauschmittel und dem Wertaufbewahrungsmittel unterscheiden. Die Geldmenge M3 (einschl, kurzfristige Geldanlagen bis 3 Monate) beläuft sich
im Euro-Raum auf 109,1 % des Bruttoinlandsprodukts als Maßstab der Wirtschaftsleistung (wieder ein Spiegelbild). Das betrug 2019 41.342 € pro Kopf; durchschnittlich hatte also jeder Bürger eine
kurzfristige Geldreserve von 45.100 €, davon 4.240 € in bar. Weil Gehalt, Mieten und anderes überwiegend monatlich abgerechnet werden, hätten als Tauschmittel etwa 8,33 % des
Bruttoinlandsprodukts (= 3.445 €) ausgereicht. Die verbleibenden 41.655 € (= 92,4 %) sind demnach Wertaufbewahrungsmittel. Die müssen nicht in Tresoren oder unter dem Kopfkissen liegen (bei nur
9,4 % Bargeld geht das auch nicht), sie zirkulieren aber auf den Finanzmärkten und nicht auf den Gütermärkten. Und diese 41.655 € pro Person sind nur die inländische Geldmenge die lediglich
aufbewahrt wird. Wer als Tourist bei einer Ein- oder Ausreise mindestens 5.000 € Bargeld dabei hat, muss diese beim Zoll anmelden. Der erstellt eine Geldwäscheverdachtsmeldung und die Bundesbank
verbucht den Vorgang bei der Geldmenge M1 als Zu- oder Abgang. Trotzdem ist die Ein- und Ausfuhr von Bargeld unbegrenzt möglich. Auch Auslandsüberweisungen sind – abgesehen von den Bankgebühren –
kein Problem.
Die Tauschmittel werden gegen Waren und Arbeit getauscht, die Wertaufbewahrungsmittel werden aber auf Finanzmärkten gehandelt. Der Zinssatz vergütet unter normalen Bedingungen das Risiko der
Geldanlage, den Wertverlust durch Inflation und den Verzicht, das Geld in der nächsten Zeit selbst ausgeben zu können. Aber auch hier gelten die Gesetze von Angebot und Nachfrage. Die
ausgeweitete Geldmenge ließ die Zinsen sinken. Die Inflation wird aktuell nicht mehr ersetzt. Das schafft eine latente Bereitschaft zur Flucht in Sachwerte. Gleichzeitig wird die
Risikobereitschaft gefördert. Es können spekulative Blasen entstehen.
Niemand hat einen Überblick, welche Geldmenge in den letzten 17,5 Jahren seit der Euro-Einführung ins Ausland abgeflossen ist. Weil der Euro dort kein offizielles Zahlungsmittel ist, dient dieses
Geld fast ausschließlich der Wertaufbewahrung, z.B. wenn die Bürger der Stabilität ihrer eigenen Währung misstrauen. Am 14.06.2012 schrieb der Stadtspiegel Bottrop ohne Quellenangaben: „Da lagern
alleine in den internationalen Steueroasen über 11,5 Trillionen Dollar, die an dem Fiskus vorbei in Sicherheit gebracht wurden. Da existieren allein 55 Billionen Dollar so genanntes
vagabundierendes Kapital, das über die Investment-Fonds, Hedges Fonds und Private-Equity-Fonds sich auf die lukrativsten und profitabelsten Anlagemöglichkeiten stürzt. Im Bereich des
Derivatehandels (z.B. Spekulationen mit Nahrungsmittel und Rohstoffen) wurden bereits 2010 insgesamt über 600 Billionen Dollar umgesetzt und bei den Devisenumsätzen handelt es sich um eine Summe
von 950 Billionen $. (https://www.lokalkompass.de/bottrop/c-politik/boersenfinanztransaktionssteuer-oder_ a178419) Ende 2019 waren sogar noch 12,45 Mrd. D-Mark im Umlauf
(https://de.statista.com/statistik/daten/studie/166196/ umfrage/d-mark-im-umlauf/) und auch hier weiß niemand, wo sich dieses Geld befindet.
Dieses Geld – auch das aus den Steueroasen – zirkuliert auf den internationalen Finanzmärkten, und die sind unberechenbar. Ob die Märkte einem Land und seiner Währung vertrauen oder misstrauen,
ist manchmal von Kleinigkeiten abhängig.
Das Argument, es habe doch immer gut funktioniert, leuchtet auf den ersten Blick ein. Mit dem Anleihenkaufprogramm der EZB wurde die Geldmenge 2019 (M3) gegenüber 2014 um 25,8 % ausgeweitet, die
Lebenshaltungskosten sind in diesen 5 Jahren aber nur um 5 % gestiegen. Im Hafen von Beirut lagerten auch 6 Jahre lang 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat, ohne dass sie explodierten! Dabei gehört
„Ammoniumnitrat nicht zu den eigentlich explosionsgefährlichen Stoffen im Sinne des Sprengstoffgesetzes.“ (Wikipedia, 08.08.20) … Warum soll man den Experten nicht glauben?
Allein im März 2020, also vor der Krise, ist die Geldmenge im Euroraum gegenüber Februar schon um 2,5 % gestiegen. „Vor allem muss man beachten, dass die Geldmengen in den Volkswirtschaften in
einer Phase ansteigen werden, in der die Produktionsleistung zurückgegangen ist. Die zunehmende Geldmenge trifft also auf ein verringertes Güterangebot. Und das heißt, der Geldmengenzuwachs fällt
noch größer aus, als es der Zuwachs der Geldmenge (absolut gerechnet oder in Prozent ausgedrückt) nahelegt.“ (Thorsten Polleit, Staaten und Notenbanken legen die Basis für die nächste große
Geldentwertung, https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/boerse/staaten-und-notenbanken-legen-die-basis-fuer-die-naechste-grosse-geldentwertung_ H896168186_11892441/)
Die als Tauschmittel eingesetzte Geldmenge und die Wirtschaftsleistung sollten sich in einem Gleichgewicht befinden. Das Problem ist aber, dass die Geldmenge eine Zeitpunktgröße ist. Sie wird
jeweils am Monatsende gemessen und schließlich zu einem Jahresdurchschnitt verdichtet. Die Wirtschaftsleistung wird dagegen in einem Zeitraum erbracht – ein Vergleich von Äpfeln und Birnen. Für
den Gleichgewichtszustand ist deshalb die Umlaufgeschwindigkeit entscheidend. 1923 wurde die Inflation erst richtig befeuert, als die Menschen jeden Geldschein, den sie in die Finger bekamen,
sofort in ein Geschäft brachten um damit einzukaufen – am nächsten Tag war er nichts mehr wert! Hinzu kam, dass bald niemand mehr für wertloses Papiergeld arbeiten oder Waren verkaufen wollte.
Damit sank auch die Wirtschaftsleistung.
Aktuell haben die Menschen keine Lust, mit der Maske ausgedehnt shoppen zu gehen. Sie arbeiten im Supermarkt ihren Einkaufszettel ab und wollen schnell wieder frei atmen. Die Angst um den
Arbeitsplatz oder den eigenen Kleinbetrieb hält sie von größeren Anschaffungen ab. Damit verlangsamt sich im Moment die Umlaufgeschwindigkeit. Es liegt aber mehr als das 12fache der
nachfragewirksamen Geldmenge kurzfristig bereit, um nach der Auslösung von Inflationsangst die Flucht in die Sachwerte anzutreten. Daneben gibt es noch ein international vagabundierendes Kapital
in unbekannter Höhe. Die auf Euro-Konten geführten Beträgen können nur im Euro-Raum in Sachwerte flüchten, und was passiert, wenn die USA ihre Probleme mit einer Ausweitung der Geldmenge lösen
wollen?
Bis zur Wahl wird man den Steuerzahlern nicht sagen, wie sie die enormen Schäden bezahlen sollen. Es ist nur klar, dass es am Steuerzahler hängenbleiben wird, und dass 1 Bio. € im Durchschnitt
50.000 € für eine vierköpfige Familie sind. Bis zur Bundestagswahl (Frau Merkel gibt den Zeittakt an) wird die EZB die Geldmenge erhöhen, die moderne Form des Gelddruckens. Mit der traditionellen
Form des Gelddruckens hat Deutschland im Jahr 1923 seine Erfahrungen gemacht. Am 15.11.1923 wurden mit der Einführung der Rentenmark 12 Nullen gestrichen; also aus einer Billion wurde eine Mark.
So schlimm wird man es nicht kommen lassen. Polen hat am 01.01.1995 nur 4 Nullen gestrichen, und beim Euro wäre man schon mit 3 Nullen zufrieden.
Wäre das nicht gewollt, dann müsste die Politik die internationalen Kapitalmärkte rechtzeitig beruhigen. Der Goldpreis hat bereits einen historischen Höchststand erreicht. Diese Beruhigung wäre
aber mit klaren Ansagen an die Steuerzahler verbunden, und die sind gleichzeitig Wähler. Denen will man erst nach der Wahl reinen Wein einschenken, also bleiben die Kapitalmärkte nervös!
Vielleicht kann man die Situation mit dem Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut vergleichen. Von allein explodiert es nicht, aber was ist, wenn es nebenan brennt?
Die Auslösung einer Inflation, ob absichtlich oder versehentlich, ist in verschiedenen Szenarien möglich. Hier soll einmal eine nicht unrealistische Variante durchgespielt werden:
Zunächst will die Regierung versuchen, eine langfristige Finanzierung der enormen Defizite zu organisieren. Wegen der latenten Inflationsgefahr (mit der Geldpolitik der EZB der letzten 12 Jahre
wurde die Geldmenge schon vor der Krise stark ausgeweitet) wird der Kapitalmarkt aber nur eine kurzfristige Finanzierung anbieten. Dann wird man mit einigem Werbeaufwand die Bürger anpumpen und
Corona-Obligationen mit langer Laufzeit und hohen Zinsen anbieten. Die Werbung wird das als Wohltat anpreisen, dass man den Bürgern zur Ausgleich für die Belastungen endlich wieder einmal
ordentliche Zinsen anbieten möchte. Die Werbung wird betonen, dass man diese Obligationen nur an Privatleute und nicht an institutionelle Anlegern verkaufen wird. Die würden sie aber wegen der
Inflationsgefahr ohnehin nicht kaufen, was die Werbung nicht sagen wird. Die Sparer sind damit in der Falle.
Der Kapitalmarkt wird für das international vagabundierende Kapital verstärkt Fonds konstruieren, die in Sachwerte investieren. Der Goldpreis ist schon auf einem Allzeithoch, für Spekulanten also
nicht mehr attraktiv. Vielleicht könnte man den Bauern ihr Ackerland abkaufen und ihnen langfristig zurückverpachten. Eine Pachterhöhungsklausel mit Orientierung an den Lebenshaltungskosten ist
bei solchen Verträgen mit Laufzeiten über maximal 99 Jahre unverdächtig. Die Anleger hätten dann eine Inflationssicherung, und die Bauern würden den Verkaufserlös vielleicht in
Corona-Obligationen investieren, bei denen sie aus den Zinserträgen ihre (aktuelle!) Pacht zahlen und noch einen Gewinn machen würden. Ein großer Teil des Geldes würde aber auch in die Betriebe
investiert oder konsumiert, also inflationswirksam auf den Gütermärkten ankommen. Damit wären die Bauern nach einer Inflation ihr Land los. Die Wertsteigerung hätten die
Kapitalanlagegesellschaften realisiert. Ein anderes Modell wäre, dass alten Menschen ihre Häuser gegen ein lebenslanges Wohnrecht verbunden mit einer lebenslangen Rente abgekauft wird. Eine
Inflation würde die Rente entwerten und die Eigenheime wandern vom Privateigentum ins Eigentum von Finanzinvestoren. Für dieses Modell wird schon im Fernsehen geworben. In beiden Varianten würde
die von der EZB seit 13 Jahren massiv ausgeweitete Geldmenge von den Finanzmärkten auf die Gütermärkte fließen, und dort inflationswirksam werden.
Wenn es der Politik in dieser Gemengelage nicht gelingen würde, einen glaubwürdigen Tilgungsplan aufzustellen, wie die Schulden aus Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen zuverlässig
zurückgezahlt werden können, müsste die EZB wieder mit einer Ausweitung der Geldmenge (= neues Geld drucken) aushelfen. Diese Pläne müsste es im ganzen Euroraum geben, auch in Italien und
Spanien; und in Deutschland stehen Wahlen vor der Tür. Dieses zusätzliche Geld würde auch keine kurzfristige Anlagemöglichkeit auf den Finanzmärkten finden und irgendwann auf die Gütermärkte
fließen. Weitere Modelle für Investitionen in Sachwerte würden noch erfunden werden. Bei ersten Inflationsanzeichen würden die auf internationalen Märkten zirkulierenden Euros kurzfristig in den
Euroraum zurückfließen und hier die Nachfrage weiter verstärken. Eine Kettenreaktion würde beginnen. Irgendwann würden auch die einfachen Leute ihr Geld schneller ausgeben, bevor die Preise
weiter steigen. Sie werden aber immer langsamer sein als die Spekulanten, und die Sparer hätten ihr Geld sowieso verloren.
Eine Inflation in Euroland braucht länger als in 1923, weil die Geldmenge auf der ganzen Welt verbreitet ist. Die alte Erkenntnis, wer Geld druckt, verursacht eine Inflation, gilt aber noch
immer. Sie kann nur dann verhindert werden, wenn das im Ausland befindliche Geld im Ausland bleibt. Die EZB muss die Ausweitung der Geldmenge also beenden und die Kapitalmärkte beruhigen. Dann
könnten aber die Kosten des Lockdowns nicht mehr von der EZB finanziert werden.
1923 haben 4 Faktoren zur Inflation geführt, und zwar die erhöhte Geldmenge, die höhere Umlaufgeschwindigkeit, die gesunkene Wirtschaftsleistung und der begrenzte Währungsraum. Aktuell haben wir
nur eine erhöhte Geldmenge bei gesunkener Wirtschaftsleistung. Die Umlaufgeschwindigkeit hat sich sogar verlangsamt. Solange der Euro eine international akzeptierte Währung ist, können sich
Ungleichgewichte bei Geldmenge und Wirtschaftsleistungen im Ausland verlaufen. Erst wenn die internationalen Finanzmärkte das Vertrauen in den Euro verlieren und nicht mehr in auf Euro
lautendende Anleihen investieren würden, wäre die Bedingung des begrenzten Währungsraumes erfüllt. Weil dann sehr viel Geld aus dem Ausland zurückströmen würde und die Menschen dann ihr Geld auch
schneller ausgäben, würden danach die 4 Faktoren vorliegen.
Das Virus kann keine Inflation verursachen oder auslösen. Die Situation ist mit dem Hafen von Beirut vergleichbar – schon vor Corona! Die starke Ausweitung der inländischen Geldmenge nach Lehman
und Griechenland sind in Verbindung mit dem Volumen der internationalen Finanzmärkte ein explosives Gemisch. Es explodiert aber nicht von allein! Die Absicht der Bundesregierung, die Finanzierung
der gigantischen Ausgabenprogramme erst nach der Bundestagswahl regeln zu wollen, erhöht die Explosivität des Gemisches. Die internationalen Finanzmärkte sind derzeit aufmerksam, in den nächsten
12 Monaten können sie aber auch nervös werden.
Wie in Beirut könnte ein kleiner Brand eine riesige Explosion auslösen. Vielleicht haben wir Glück, vielleicht auch nicht! Man sollte jetzt lieber nicht mit Feuer spielen.
siehe auch:
Top-Ökonom: Wir müssen uns große Sorgen um unser Geld machen
https://www.focus.de/finanzen/boerse/interview-mit-thomas-mayer-euro-kollaps-und-schuldenbombe-top-oekonom-erklaert-wie-wir-unser-geld-retten_id_12056102.html
Größte Krise seit hundert Jahren: Jetzt hilft nur noch ein radikaler Schuldenschnitt
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/506543/Groesste-Krise-seit-hundert-Jahren-Jetzt-hilft-nur-noch-ein-radikaler-Schuldenschnitt
Nach Ende des Lockdowns winken Inflation und Steuererhöhungen - nur die Konzerne profitieren
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/507602/Nach-Ende-des-Lockdowns-winken-Inflation-und-Steuererhoehungen-nur-die-Konzerne-profitieren
Nur ein Schuldenschnitt würde helfen
https://www.welt.de/print/die_welt/finanzen/article169976257/Nur-ein-Schuldenschnitt-wuerde-helfen.html