Klimapolitik

 

Was ist die größere Dummheit - den Klimawandel zu leugnen, oder zu glauben, dass man ihn noch aufhalten könne?


Am 27.11.19 kritisierte Alexander Gauland, der Oppositionsführer im Bundestag, die Klimapolitik der Bundesregierung als wirkungslos und wirtschaftsfeindlich. Damit unterscheidet sich seine Partei von allen anderen politischen Kräften in Deutschland, und diese Meinung hat auch in der Bevölkerung nicht viele Anhänger. Nur 13 % der Bürger geht die Klimapolitik der Regierung nach einer Umfrage zu weit, 53 % geht sie nicht weit genug. (https://www.zdf.de/politik/politbarometer/mehrheit-findet-das-klimapaket-unzureichend-100.html, 29.11.19) Auch sein Mitleid mit der deutschen Autoindustrie dürfte nach dem massiven Betrug mit manipulierten Abgastests von der großen Mehrheit der Bevölkerung nicht geteilt werden. Gauland kann sogar den Verdacht erzeugt haben, dass zwischen den verschiedenen Affären seiner Partei wegen der Verschleierung von Parteispenden und der wirtschaftsfreundlichen Politik ein Zusammenhang bestehen könnte. Die Bundeskanzlerin antwortete: „… den meisten in diesem Hause ist, glaube ich, Folgendes klar: Deutschland stellt 1 Prozent der Weltbevölkerung und verursacht 2 Prozent der CO2-Emissionen, und es verfügt über die besten Technologien. Wer, wenn nicht wir, soll denn zeigen, dass es geht, dass man dem Klimawandel etwas entgegensetzen kann?“ (http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/19/19130.pdf, S. 16274)

Gauland hat auch auf das Bevölkerungswachstum in Afrika hingewiesen: „Die Bevölkerung Afrikas wächst derzeit alle zwölf Tage um 1 Million Menschen. Die knapp 2 Millionen Migranten, die wir seit 2015 aufgenommen haben, sind dort in einem halben Monat nachgeboren worden. Dagegen hat ein direkt in Afrika ausgegebener – oder noch besser: investierter – Euro nach den Worten des Entwicklungshilfeministers Gerd Müller die 30-fache Wirkung wie ein in Deutschland eingesetzter. Die Bevölkerungsexplosion, meine Damen und Herren, ist das größte Problem unseres Planeten – übrigens auch für die Umwelt. Es wäre einmal Zeit, dass Fridays for Future auf die Bedeutung des ungebremsten Bevölkerungswachstums für die Klimaerwärmung hinweist. Aber eher schafft die Bundesregierung den Wirtschaftsstandort Deutschland ab, als dass ihr der Begriff „Geburtenkontrolle in Afrika“ über die Lippen kommt. Denn das wäre ja wieder Rassismus in Ihren Augen.“ (http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/19/19130.pdf, S. 16269)
 
Beide haben Recht! Ohne einen entschlossenen deutschen Beitrag werden auch die anderen Länder nichts unternehmen! Aber was ist, wenn die USA und Brasilien ihre Haltung nicht ändern? Was ist, wenn die Pläne der Regierung zu einer teuren Symbolpolitik werden? Das Geld muss dort eingesetzt werden, wo es den größten Nutzen stiftet. Wenn das in Afrika investierte Geld die 30-fache Wirkung hat, dann müssen diese 30-fachen Effekte vorrangig organisiert werden. Dann darf das Geld aber auch nicht in korrupten Strukturen versickern.

Und man darf vor der Überbevölkerung nicht die Augen verschließen. Seit etwa 60 Jahren leisten die Industrieländer Entwicklungshilfe, und die Erfolge (wenn es sie trotz ineffektiver Strukturen und Korruption gab) wurden vom Bevölkerungswachstum zunichtegemacht. Sie erscheint als ein Fass ohne Boden.

Die Weltbevölkerung hat (bzw. wird) sich nach Angaben der UN zwischen 1950 und 2050 wie folgt entwickelt:

                  1950         1997         2016        2030         2050
Asien        1.435         3.575       4.437        4.946        5.327
Afrika           222           743        1.203        1.681        2.527
Amerika       331           788           997        1.117        1.220
Europa         515           705           740           744           728
Ozeanien       13             29             40             51             66
Welt          2.516        5.840        7.418        8.539        9.869
 
Bis 2050 wird sich die Bevölkerung Afrikas verdoppeln und gegenüber 1950 mehr als verzehnfachen. Ein Kontinent mit 16 % der Weltbevölkerung wird 50 % des Bevölkerungswachstums verursachen. Um 1970 wurde die Welt mit 4 Mrd. Menschen schon als überbevölkert bezeichnet! Der Zorn der Fridays-for-Future-Bewegung, dass das Problem mit den Treibhausgaben unter Wissenschaftlern seit 50 Jahren bekannt ist, und die Politik es nicht ernst genommen hat, lässt sich übertragen. Das Problem ist mit der Theorie von Malthus seit 220 Jahren bekannt! Es führt dazu, dass die Regierungen der betroffenen Länder den Regenwald abholzen und bei ihrer wirtschaftlichen Entwicklung die ökologische Dimension missachten. Dann muss sich der Zorn aber auch gegen die Länder, Kulturen und Religionen richten, die Familienplanung und Verhütungsmittel ablehnen.
 
Die irrationalen Reflexe, solche Einwände als Rassismus zu diffamieren, blockieren eine wirksame Problemlösung. Die Probleme können nur international und nicht mit isolierten nationalen Programmen gelöst werden.

Ohne den Eingriff des Menschen hätte es vor ca. 250 einen Übergang von der kleinen Eiszeit zu einer dauerhaften Eiszeit gegeben. Weil die Menschen aber zuvor für den Schiffbau große Waldflächen abgeholzt hatten und wahrscheinlich auch weil sie wegen der Kälte mehr Holz zum Heizen eingesetzt hatten, kam es anders. Hätte nämlich der Kohlendioxidgehalt im 18. Jahrhundert nur 240 ppm („parts per million“) statt der tatsächlichen 280 ppm betragen, wären jene fatalen, selbstverstärkenden Prozesse eingeleitet worden, die uns in eine ungemütliche neue Kaltzeit hineingeführt hätten. Inzwischen liegen wir bei ca. 400 ppm und in den nächsten 100.000 Jahren dürfte eine neue Eiszeit ausgeschlossen sein. Dieses Beispiel zeigt, dass Eingriffe des Menschen in die Natur auch sinnvoll sein können. Die AfD-Position, ein Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten sei normal und der Mensch könne nichts dagegen tun, stimmt offensichtlich nicht.

Es drohen jetzt aber Kettenreaktionen in die andere Richtung, also eine weitere Aufheizung des Planeten. Es müssen jetzt nicht nur Emissionen abgebaut, sondern der Atmosphäre muss auch CO2 entzogen werden. Der Austrocknung der Böden muss mit großflächigen Bewässerungsprojekten entgegnet werden, statt nur den ausbleibenden Regen zu beklagen und gute Ideen an Umweltverträglichkeitsprüfungen scheitern zu lassen.

 

Unser Klima braucht einen Plan B! Die Konferenz von Madrid ist trotz des gemeinsamen Abschlussprotokolls praktisch gescheitert. Die USA, Brasilien, Saudi-Arabien und Australien blockieren eine wirksamere Reduzierung von Treibhausgasen, obwohl sie selbst vom Klimawandel betroffen sind. Immer heftiger werdende Wirbelstürme treffen auf die Südküste der USA, Australien hat mit immer heftigeren Buschbränden zu kämpfen und wenn Brasilien den jetzigen Regenwald am Amazonas zur landwirtschaftlichen Nutzfläche machen will, wird der Boden bei der globlen Erwärmung schnell austrocknen und in wenigen Jahrzehnten zur Wüste werden. Trotzdem reichen gute Worte und vernünftige Argumente nicht auch, die Regierungen dieser Länder zu überzeugen. Unter diesen Bedingungen lässt sich aber die Erderwärmung mit der Reduzierung von Treibhausgasen nicht mehr aufhalten!

Der Mensch hat vor 250 Jahren unbeabsichtigt und im Ergebnis sinnvoll in die Natur eingegriffen. Jetzt muss diese Rolle mit planvollen und effektiven Eingriffen fortgesetzt werden.